Bahnchef Mehdorn pocht offenbar auf Millionenabfindung
"In diesen Zeiten muss er mit solchen Fragen sehr sensibel umgehen und genau differenzieren"
Düsseldorf (AFP) — Der scheidende Bahnchef Hartmut Mehdorn droht dem Unternehmen nach Informationen des "Handelsblatts" juristische Schritte an, sollte sein bis Mai 2011 laufender Vertrag finanziell nicht vollständig erfüllt werden. "Herr Mehdorn pocht auf die Einhaltung seines Vertrages", habe eine mit den Verhandlungen vertraute Person gesagt, berichtet das Blatt. Andernfalls wolle Mehdorn die Sache seinem Anwalt übergeben.
Mehdorn sei im Urlaub und daher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Ein Bahnsprecher habe gesagt, der Konzern werde sich nicht zu den Verhandlungen äußern, bevor diese abgeschlossen seien.
Bundeswirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) forderte im Streit über eine Abfindung für Mehdorn mehr Fingerspitzengefühl von dem scheidenden Bahnchef. "In diesen Zeiten muss er mit solchen Fragen sehr sensibel umgehen und genau differenzieren", sagte zu Guttenberg der Zeitung. "Ich bin allerdings auch weit davon entfernt, Mehdorn mit risikofreudigen Bankern in einen Topf zu werfen", fügte der Minister hinzu. Es dürfe bei aller Aufregung um die Abfindung "nicht vergessen werden, dass Mehdorn gerade im letzten Jahr exzellente Zahlen geliefert hat."
Gewerkschafter und Verkehrspolitiker der Opposition reagierten empört auf Mehdorns Forderungen. "Es kann nicht sein, dass ein Manager, der die Eisenbahner nachweisbar hat ausspähen lassen, jetzt solche Ansprüche stellt", sagte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, dem "Handelsblatt". "Herr Mehdorn hat diesem Konzern und seinen Mitarbeitern sehr geschadet und war am Ende untragbar." Er könne jetzt nicht so bezahlt werden, "als sei alles in bester Ordnung", fügte Weselsky hinzu.
Der Verkehrsexperte der Grünen, Anton Hofreiter, sagte, Mehdorn müsse auf seine Forderungen verzichten. "Es ist schon verblüffend, wie dreist manche Leute sind", sagte Hofreiter. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Horst Friedrich, sagte, Mehdorn fehle "offenbar jegliches Unrechtsbewusstsein". Er appellierte an den Bahn-Aufsichtsrat, alle künftigen Zahlungen an Mehdorn nur noch unter Vorbehalt zu leisten.